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Zentrum für Gerontologie (ZfG)

«Music & Memory»

Kontrollierte Studie in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Demenz Bethlehemacker in Bern

Menschen mit einer demenziellen Erkrankung zeigen in Pflegeinstitutionen häufig apathisches oder agitiertes Verhalten und weisen oft eine depressive Symptomatik auf. Dies basiert mitunter darauf, dass Menschen mit Demenz sich nicht mehr zurechtfinden, sich ihrer eigenen Identität nicht mehr klar bewusst sind, Emotionen nicht mehr adäquat mitteilen können und sich sozial zurückziehen.

Um diese Themen anzugehen, wird im Domicil Kompetenzzentrum Demenz Bethlehemacker in Bern unter anderem das «Music & Memory» Programm angewendet. Dabei wird für jeden Bewohnenden eine individualisierte Musik-Playlist mit biographisch bedeutsamer Musik erstellt. Gemeinsam mit einer Pflegeperson werden diese Playlists angehört. So konnten immer wieder positive Effekte bei den Menschen mit Demenz beobachtet werden.

Die wissenschaftliche Evaluation dieses Musik-Projektes im Domicil Bethlehemacker in Bern fand während 16 Wochen statt. In einer kontrollierten Studie mit einem Crossover Gruppendesign wurden insgesamt 362 «Music & Memory»-Sitzungen mit 23 Menschen mit Demenz durchgeführt. Alle durchgeführten Sitzungen wurden auf Video aufgezeichnet und standen zur Datenauswertung zur Verfügung. Mittels Fragebogen wurden ausserdem verschiedene Outcomes quantitativ erhoben.

Die Ergebnisse zeigten, dass durch das gemeinsame Hören der individualisierten «Music & Memory»-Playlists positive Emotionen evoziert und dadurch die Stimmung der Bewohnenden unmittelbar verbessert werden konnte. Die «Observed Emotion Rating Scale», welche zur Bestimmung der Emotionen anhand von Gesichtsausdrücken verwendet wurde, erwies sich dabei als einfach anwendbares und reliables Messinstrument. Langfristig zeigte sich eine signifikante Abnahme der Depressionswerte bei den teilnehmenden Bewohnenden. Die Agitationswerte der Bewohnenden blieben während der Studie konstant niedrig.

Anhand der Videoaufnahmen konnten soziale Interaktionen, die zwischen den Bewohnenden und den Pflegenden in den «Music & Memory» Sitzungen auftraten, veranschaulicht werden. Die an der Studie beteiligten Pflegenden nahmen eine Verbesserung der Stimmung, sowie einen erleichterten Beziehungsaufbau zu den Bewohnenden wahr.

Die untersuchte Intervention bewirkte also sowohl auf Seiten der Bewohnenden als auch auf Seiten der Pflegenden positive Veränderungen und zeigt damit das Potential von individualisierten Musik Playlists in Pflegeheimen für Menschen mit Demenz auf.

Laufzeit des Projekts:
8/2017 – 8/2018

Kontakt:
Andreas Huber, andreas.huber@zfg.uzh.ch